William Shakespeare (* 23.4.1564 in Stratford-upon-Avon/GB, † 23.4.1616 ebd.) – Dichter und Dramatiker – Karl Leisner kannte die Tragödie „Hamlet, Prince of Denmark – Hamlet, Prinz von Dänemark“ und die Komödie „A Midsummer Night’s Dream – Ein Sommernachtstraum“.
Da Karl Leisner 1938 sehr oft aus „Hamlet“ zitiert, ist anzunehmen, daß er das Werk gelesen hat.
Karl Leisner in seinem Tagebuch:
Das neue Jahr 1938
Mit Mut und Gottvertrauen, mit Gebet und Hoffnung will ich es beginnen. Es wird ein Opferjahr! Oder ich verfehle seinen Sinn.
[…]
Bereitung auf das Subdiakonat soll es werden.[1] Bereitsein ist alles! [The readiness is all![2]]
[1] Karl Leisner wurde am 4.3.1939 zum Subdiakon geweiht. Mit dieser Weihe war das Zölibatsversprechen verbunden.
[2] Shakespeare, William: Hamlet. Prince of Denmark, Cambridge 1969 5,2,220: 130
6. April 1938
Wohin Er mich im einzelnen haben will, da möge Er selbst zusehen. – Jedenfalls will ich mit aller Kraft jetzt dieses Semester in Seinem Dienst und Seiner Verpflichtung stehen. In Demut, Bescheidenheit und Dankbarkeit für Seine unerhörte Güte und Langmut.
„Bereitsein ist alles“ [the readiness is all], sagt Hamlet. Mein Herr und Gott!
20. April 1938
Wir sind bereit, rufen es weit: Gott ist der Herr auch unserer Zeit! Bereitsein ist alles! [The readiness is all!]
In der Bücherlese notierte er 1938:
Es ist die Qual des individualistischen Menschen, der sich nicht selbst erlösen kann, der vom Hereinbruch der göttlichen Wirklichkeit in diese arme Welt nichts wissen will, zu stolz ist, von der Gottheit die Erlösung zu erbitten, und an diesem Stolz zu Grunde geht. Nun, da wieder wie in Hamlets Zeiten „die Welt aus den Fugen ist“[1], da der Boden berstend unter seinen Füßen aufreißt, steht er da, ratlos, hilflos und hoffnungslos und klammert sich in seiner Lebensangst an armselige irdische Idole an, die morgen schon Trümmer sind.[2]
[1] Hamlet:
The time is out of joint [Die Zeit ist aus den Fugen] (Shakespeare 1969 1,5,188: 33).
[2] Otto Miller, Der Individualismus als Schicksal, Freiburg/Br. 1933: 58
In der F.A.Z. vom 4. Februar 2014 schrieb Wolfgang Schneider einen Artikel mit dem Titel „Wer Shakespeare liest, dessen Neuronen leuchten. Um die NSA zu verstehen, muß man ‚Hamlet’ kennen: Zur Aktualität des größten englischen Schriftstellers.“
Dort heißt es unter anderem:
Noch wuchtiger reklamierte Tom McCarthy, Verfasser der Romane „C“ und „K“, Shakespeare für die Gegenwart. Um die NSA-Affäre und den Fall Snowden zu verstehen, sollten wir „Hamlet“ lesen, meinte er, denn dort gehe es „absolut zeitgemäß“ um Überwachung, Daten und Kontrolle. Dänemark sei ein Gefängnis und Hamlet „ein Hacker, wenn Sie so wollen“. Er hackt sich – gewissermaßen, muss man sagen – ins Postsystem ein und fälscht einen Brief an den englischen Hof, der für die Überbringer das sichere Todesurteil bedeutet.
William Shakespeare schrieb die Komödie „Ein Sommernachtstraum“ („A Midsummer Night’s Dream“) 1595 oder 1596. Kurz darauf wurde das Stück uraufgeführt. Die Parallelen zwischen dem „Stück im Stück“ („Pyramus und Thisbe“) und „Romeo und Julia“ sind klar zu erkennen.
Es ist fraglich, ob Karl Leisner den Sommernachtstraum gelesen hat. Seine Tagebuchnotiz im Gemeinschaftslager in Reinshagen bezieht sich vermutlich auf den Text von Ovid.
Reinshagen, Samstag, 20. Januar 1934, 9. Tag
20.00 Uhr Lustiger Abend. Pyramus et Thisbe[1] (Bourlesque!).
[1] bekannt aus den Metamorphosen des römischen Dichters Ovid, parodiert in William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“
Pyramus und Thisbe, deren Eltern verfeindet sind, verlieben sich. Die Geschichte endet zwar tragisch mit dem Tod der beiden Liebenden, aber durch ihre in einer gemeinsamen Urne beigesetzten Asche sind sie auf ewig miteinander verbunden.