Xanten: Glocke Karl Leisner im Xantener Dom

xanten-glocke-karl-leisnerAm 14. Dezember 2014, dem dritten Adventssonntag, wurden in Xanten im Innenhof des St. Viktor-Doms durch Weihbischof Wilfried Theising drei neue Glocken eingeweiht und einen Tag später in den Westturm gehoben. Eine der Glocken trägt den Namen Karl Leisner. Die Feier fand im Rahmen der Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Priesterweihe Karl Leisners im KZ Dachau statt.

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Das Weihedatum wurde bewusst gewählt, da Karl Leisner an Gaudete, dem Dritten Advent 1944, im KZ Dachau zum Priester geweiht wurde. Die Glocke hat den Ton e‘‘ und wiegt 145 Kilo. Sie trägt das Wappen der Stifterfamilie Underberg und die Inschrift: „Christus meine Leidenschaft“.

Am 1. Mai 1934 schließt Karl Leisner seinen Tagebucheintrag mit folgendem Gebet:
„Herr Gott, Du mein König und höchster Führer, Du lenkst in wun­der­barer Weisheit und Güte die Geschicke aller Menschen.
So hast Du mich ar­men, schwachen, sündigen Menschen durch eine Zeit der Versuchung und der Schwachheit hindurch geführt, um mich jetzt zum heilig­s­ten und höch­sten Amt – zum Priestertum – zu berufen. Deine allmäch­tige Weisheit hat mich – das kleine, unwürdige, stolze, erbärmliche Mensch­lein, das mit so mancherlei Makel und Fehlern behaftet, – zum würdigsten, demü­tigsten, würdevollsten Beruf erkoren. – O, gib doch, Du gütigster Vater, daß ich die Vorbereitungs­zeit auf diesen hehren Beruf, – Dich zu vertreten, – aus Deinen unerschöpfli­chen Lebensquellen in Wahrheit und Demut gestalte!“
Christus – Du bist meine Leidenschaft
Heil!
Bei der Tagebuch-„revision“ am 2. September 1935[1]

[1]  Karl Leisner hat „Christus – Du bist meine Leidenschaft Heil!“ am 2.9.1935 nachgetragen.

Gleichzeitig mit der Karl-Leisner-Glocke wurden zwei weitere Glocken eingeweiht. Die größte Glocke mit dem Ton a‘ und einem Gewicht von 530 Kilo trägt den Namen „Gottesmutter Maria“ und u. a. die Inschrift „Ich bin unsere liebe Frau vom Rosenkranz“. Die zweite Glocke mit dem Ton d‘‘ ist 208 Kilo schwer und heißt „Kardinal von Galen“[1]. Als Inschrift wurde der Leitspruch des Kardinals zu seiner Bischofsweihe gewählt: „Nec laudibus nec timore – Weder Menschenlob noch Menschenfurcht“.

[1] Clemens August Graf von Galen (* 16.3.1878 auf Burg Dinklage i. O., † 22.3.1946 in Münster) – Priesterweihe 28.5.1904 in Münster – Bischofsweihe zum Bischof für das Bistum Münster 28.10.1933. Am 18.2.1946 wurde er zum Kardinal ernannt und am 9.10.2005 in Rom seligge­sprochen.

domhksGegossen wurden diese drei Glocken bereits im Jahr 1996[1]. Sie verharrten aber zunächst in Stillschweigen auf „Haus Balken“ in Marienbaum, dem Wohnsitz von Familie Underberg. Erst nach dem Einbau eines neuen Glockenstuhls, der durch Spenden finanziert wurde, konnten sie im Westturm des Domes aufgehängt werden. Über die neuen Glocken hinaus hat der Xantener Dom sechs Läuteglocken, wovon drei noch von Hand geläutet werden[2], darüber hinaus gibt es zwei Uhrschlagglocken.

[1] Anlässlich des 150jährigen Bestehens der Firma Underberg stiftete die Familie der Pfarrei St. Viktor in Xanten die drei Glocken. Der damalige Kirchenvorstand lehnte die Schenkung ab, da er u. a. bei drei zusätzlichen Glocken keine ausreichende Stabilität des Kirchturms sah.
[2] Seit 1923 gibt es eine „Läuterkompanie“, die für das händische Glockenläuten verantwortlich ist.

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Freude über die neuen Glocken drückte der „Verein zur Erhaltung des Xantener Domes e. V.“ in seinem Weihnachtsgruß 2014 aus.

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Link zur Fotostrecke von der Glockenweihe im Kreuzgang des St. Viktordomes in Xanten

Link zur RP ONLINE Xanten vom 16. Dezember 2014

Link zur RP ONLINE vom 14. Dezember 2014

Karl Leisner hatte zu Xanten, und besonders zum Dom St. Viktor, eine besondere Beziehung.[1] Die heute wesentlichste Erinnerungsstätte des Seligen ist sicherlich seine Grablege in der Krypta des Xantener Doms. Mit Xanten wird er auch seine Mitschüler und Konabiturienten Gerd Tosses und Emil de Vries verbunden haben. Wenn die Jungen „auf Fahrt“ waren, kamen sie häufig durch Xanten. Siehe hierzu die auf der Homepage des IKLK bereits veröffentlichten Beiträge.

[1] siehe auch: Hans-Karl Seeger: Karl Leisner und der Xantener Dom, Rees 2012

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Text Christa Bockholt, Fotos Gabriele Latzel und IKLK-Archiv