Xanten: Karl-Leisner-Heim im Stadtteil Vynen

Am 20. Juli 1969 wurde in Vynen[1] am Alt-Vynscher-Weg 4 ein neues Jugend- und Kulturheim der St. Martinus-Pfarrgemeinde feierlich eingesegnet. Das Heim wurde nach Karl Leisner benannt, „der auch heute das Leitbild der Jugend sein soll“, wie Pfarrer Wilhelm Bongartz bei der Einweihung sagte. An dem Festakt nahm auch die Mutter von Karl Leisner teil.

[1] Vynens Ursprung liegt in der Gründung der Kirche St. Martin im 11. Jhdt. durch Bauerschaften – Besiedelung der Region bereits zur Römerzeit – 1934 Eingemeindung nach Marienbaum – als Teil davon Eingemeindung in die Stadt Xanten am 1.7.1969 – Das am Niederrhein gelegene ehemalige Schifferdorf hat ca. 2100 Einwohner. Das älteste erhaltene Gebäude ist die Kirche St. Martin, die um 1350 erbaut und im 19. Jhdt. im neugotischen Stil erweitert wurde. Es grenzt heute an die zu einem Naherholungszentrum gehörenden „Xantener Nordsee“.

Das Karl-Leisner-Heim liegt auf dem Pfarrgelände, in unmittelbarer Nähe der Kirche und dem Kindergarten St. Martin. Der erste Spatenstich war am 18. September und die Grundsteinlegung erfolgte am 24. Oktober 1968. Zu diesem Zeitpunkt schien die Finanzierung des Mehrzweckheimes gesichert, später distanzierte sich der Kreis von der Kostenzusage, gab schließlich aber noch einen zweckgebundenen Zuschuss.

In der Kirchen-Chronik der Gemeinde St. Martin wurden diese Ereignisse festgehalten.

 

Kirche und Leben Nr. 32 vom 10. August 1969
Einweihung (1)

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Inzwischen wird das Haus nicht nur von den Jugendlichen, sondern von der gesamten Gemeinde als Pfarrheim genutzt. Dazu gehören u. a. die Messdiener, der Kirchenchor, Handarbeitsgruppen, Mitglieder der KfD und der Pfarrgemeinde­ausschuss. In dem teilbaren Saal finden Pfarrfeste, Basare und am Kirchenjahr orientierte Veranstaltungen wie das Fastensuppenessen statt. In einem abgetrennten Teil des Saales ist die gut besuchte Bücherei, die von einem ehrenamtlichen Team geleitet wird.

Um den Bestand des Karl-Leisner-Heimes längerfristig zu sichern, wurde 2014 nach mehrjährigen Verhandlungen und Planungen von der St. Martin Schützenbruderschaft Vynen ein Luftgewehrschießstand an das Heim angebaut und der ehemalige Raum der Bücherei den Schützen als Versammlungsraum überlassen.

Karl Leisner erwähnt in seinen Aufzeichnungen nicht die Gemeinde Vynen, jedoch den Wallfahrtsort Marienbaum[1], in den Vynen 1934 eingemeindet wurde.

[1] Nahe bei Xanten fand um 1430 ein lahmer Schäfer nach einem Traumgesicht in einer treppenartig gewachsenen Eiche ein Muttergottesbild und wurde von seiner Behinderung geheilt. Das wundertätige Bild „an gen Trappenboom“ zog rasch Kranke an. Bereits 1438 begann man mit dem Bau einer Kapelle, deren Einweihung 1441 erfolgte. Das von 1457–1460 errichtete Kloster weihte man der „Beatae Mariae ad arborem = Seligen Maria am Baum“, woraus der Name „Marienbaum“ entstand. Die Wallfahrt zur Zuflucht der Sünder besteht bis auf den heutigen Tag. 1710 wurde die heutige Wallfahrtskirche St. Mariä Himmelfahrt errichtet.

Der tiefen Christusfrömmigkeit Karl Leisners stand seine innige Marienfrömmigkeit nicht entgegen, sie begleitete ihn sein ganzes Leben. Er besuchte immer wieder das Gnadenbild, dankte der Gottesmutter oder betete für eine gelungene Fahrt.

Das früheste schriftlich erhaltene Zeugnis von Karl Leisner ist ein Schulaufsatz. Darin beschreibt Karl Leisner einen Ferienausflug mit seinem Vater und seinem Bruder Willi, der sie auch nach Marienbaum führte.

Mittwoch, 26. Mai 1926
Unser Ferienausflug.
Am Mittwoch fuhren Papa, mein Bruder Willi und ich mit dem Zuge 4.38 Uhr nach Calcar. Von dort aus gingen wir über Marienbaum nach Xanten. Unterwegs haben wir die Teufelsschlucht in Calcar und die Wallfahrtskirche [St. Mariä Himmelfahrt] in Marienbaum, wo ein Pater predigte, gesehen.

Visbeck, Sonntag, 20. August 1933 (Letzter Tag der Baltrumfahrt)
Um 15.00 Uhr weiter gegen starken Wind nach Marienbaum. Dort Dank an Gott und Muttergottes für die feine Fahrt und Bitte um Gelingen des „Juschalagers“ [Jungscharlagers in Marienthal 23.8 bis 2.9.1933]: Um 17.10 Uhr in Kleve ( – Hei­mathafen – ) eingelaufen.

Zum 1. Mai 1934 trat Karl Leisner in das Collegium Borromaeum in Münster ein, um Priester zu werden. Nach den Pfingstferien fährt Karl Leisner wieder nach Münster.

Kleve, Montag, 28. Mai 1934
Endlich sitze ich dann um 8.45 Uhr auf dem Stahlrößle. […] Nun auf! Sternbusch, der spitze Zeigefingerkirchturm [von St. Martinus in Qualburg] und die neue Hasselter Kirche grüßen herüber – Kalkar – Marienbaum: Einkehr beim Gnadenbild Mariens und Bitte um gute Fahrt ins Semester.

Am 30. November 1935 hält Karl Leisner Rückblick auf das vergangene Kirchenjahr und erinnert sich seiner Wallfahrten.
Wir alle sind noch auf der Pilgerschaft, auf dem Weg – Wallfahrer war ich oft: zu unserer Lieben Frau und ihren Stätten der Gnade. In Kevelaer, Marienbaum, Altlünen, Telgte, Vreden, Blieskastel (Saar), Altenberg hab’ ich vor Ihrem heiligen Bilde gekniet und hab’ zu Ihr, der himmlischen Mutter gefleht und gesungen, gebetet und aufgeschaut und immer wieder hat sie mir neue Liebe, neue Kraft und neue Freude durch Christus geschenkt.

Am 27. Januar 1938 blickt Karl Leisner erneut dankbar auf seine Beziehung zur Gottesmutter.
Was hat mich die liebe Gottesmutter doch in den Jahren zum Priestertum geführt. Telgte, Kevelaer, Marienbaum, Schönstatt – o wenn ich an diese Gnadenstunden, die großen und kleinen denke. Dank Dir, liebe himmlische Mutter!

Karl Leisner aus dem KZ Dachau am 16. Mai 1942 an seine Familie in Kleve:
Wie schön, daß Friedel [Karl Leisner] grad im Mai wieder gesund ist [am 4.5. aus dem Revier entlassen wurde]. Du, lieber Vater, hast in Maienboom [Marienbaum] seiner gedacht.

Impressionen zum Karl-Leisner-Heim

Text und Fotos Christa Bockholt und IKLK-Archiv