Im Dom St. Viktor[1] in Xanten ist im so genannten Eucharistiefenster die Priesterweihe Karl Leisners dargestellt. Der künstlerische Entwurf stammt von Paul Weigmann[2], der für das südliche Seitenschiff einen Zyklus von fünf Fenstern schuf.[3]
Foto Helmut Sommer
[1] Dom St. Viktor in Xanten: Grundsteinlegung 1263 – Vollendung mit der Weihe der Heilig-Geist-Kapelle 1544 – fünfschiffiges Langhaus im gotischen Stil – Namensnennung nach dem Hl. Viktor, dem Anführer eines Vortrupps der Thebäischen Legion, der im 4. Jhdt. aufgrund seines Bekenntnisses zur christlichen Religion mit seinen 360 Kameraden den Märtyrertod erlitt.
[2] Paul Weigmann, (* 1923 in Leverkusen, † 12.2.2009 in Küppersteg) – Glasmaler und Zeichner – Er schuf über 300 Glasfenster. In der Pfarrkirche St. Peter in Rheinberg schuf er das Fenster „Die leidende Kirche“ in dem u. a. Karl Leisner dargestellt ist.
Link zum Fenster in St. Peter in Rheinberg
[3] Die Glasfenster im Xantener Dom stammen aus verschiedenen Epochen. Die ältesten Glasmalereien sind im Nordosten der Kirche und entstanden um 1290. Von besonderer Bedeutung sind die Fenster aus dem Spätmittelalter.
siehe hierzu: Propsteigemeinde St. Viktor (Hg.): St. Viktor zu Xanten, Xanten 2002, Die Glasfenster, S. 44-49 u. Umschlagseite 3
Die Arbeiten aus Antikglas, Blei und Schwarzlot wurden von der Werkstatt für Glasmalerei Dr. H. Oidtmann GmbH in Linnich ausgeführt. Die programmatischen Vorgaben stammten weitgehend von Prof. Dr. Walter Bader[1]. Das Eucharistiefenster wurde 1980 fertiggestellt und liegt in der Mitte der fünf Fenster. Von diesen weist es die reichste Farbpalette auf, die von leuchtendem Gelb bis zu tiefem Blau reicht. Das Eucharistiefenster stellt einen Bezug zu dem in der Nord-Süd-Achse liegenden Gemeindealtar her.[2] Die Abendmahlsszene mit Jesus und den 12 Jüngern stellt den Mittelpunkt des Fensters dar. Im linken Maßwerk des Fensters deuten Ähren auf die Eucharistie und im rechten Trauben auf den Wein hin. In der Mitte symbolisiert eine Taube den Heiligen Geist.
[1] Prof. Dr. Walter Bader (* 15.9.1901 in Rottenburg am Neckar, † 9.3.1986 in Xanten) – Er zog im August 1933 nach Xanten, machte Ausgrabungen im Xantener Dom und entdeckte am 26.10.1933 ein Doppelgrab mit den Gebeinen zweier Männer zwischen 35 und 40 Jahren, die zur Zeit des Kaisers Julian (331–363) eines gewaltsamen Todes gestorben waren. Die Tradition hält sie für den hl. Viktor und einen seiner Gefährten. Prof. Bader lebte ab 1939 ständig in Xanten und machte sich besonders verdient um den Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg völlig zerstörten Domes. Er ist Ehrenbürger der Stadt Xanten.
[2] Die Erläuterungen zu den Fenstern sind aus: Martin Ahls: Die Welt des Xantener Domes, Heft 2, Die „modernen“ Glasfenster
Auch in den unteren vier Feldern der so genannten Galerie geht es um die Eucharistie. Links ist die Altarweihe durch Bischof Norbert[1] dargestellt. Damit wird eine Verbindung zu den beiden linker Hand liegenden Norbert-Fenstern hergestellt.
[1] Norbert von Xanten (* 1080 in Gennep oder Xanten, † 6.6.1134 in Magdeburg) – Kanoniker des Stiftes St. Viktor in Xanten – Gründer des Prämonstratenserordens (1121) – 1126 bis 1134 Erzbischof von Magdeburg – Heiligsprechung 1582 – Gedenktag ist am 6.6.
Daneben ist die Altarmensa abgebildet, die im 4. Jahrhundert über dem 1933 von Prof. Dr. Bader entdeckten Märtyrergrab auf dem römischen Friedhof errichtet wurde. Im nächsten Feld folgt die Darstellung Kardinal Clemens August Graf von Galens[1] 1936 bei der Weihe des neuen Altares über dem Märtyrergrab in der darüber erbauten Krypta.
[1] Clemens August Graf von Galen (* 16.3.1878 auf Burg Dinklage i. O., † 22.3.1946 in Münster) – Priesterweihe 28.5.1904 in Münster – Bischofsweihe zum Bischof für das Bistum Münster 28.10.1933. Am 18.2.1946 wurde er zum Kardinal ernannt und am 9.10.2005 in Rom seliggesprochen.
Das vierte Bild stellt die Priesterweihe Karl Leisners dar. Karl Leisner kniet in Sträflingskleidung vor einem Bischof, der ihm die Hände auflegt. Der Bischof trägt eine Mitra und über der roten Soutane ein Rochett. Im Hintergrund sind zwei weitere Gefangene zu sehen. Gitter deuten die Gefangenschaft an und Balken die Priesterbaracke im Konzentrationslager Dachau. Karl Leisner wurde am 9. November 1939 verhaftet und kam über die Gefängnisse Freiburg und Mannheim am 16.3.1940 in Schutzhaft in das KZ Sachsenhausen und wurde am 14.12.1940 als Schutzhäftling in das KZ Dachau eingeliefert. Am 17. Dezember 1944 wurde er heimlich von dem mitgefangenen Bischof Gabriel Piguet[1] zum Priester geweiht, ein einmaliges Geschehen in einem Konzentrationslager.
[1] Bischof Gabriel Emmanuel Joseph Piguet von Clermont, * 24.2.1887 in Macon-sur-Saône/Saône-et-Loire/Frankreich, † 3.7.1952; Priesterweihe am 2.7.1910 in Paris (St. Sulpice); Bischofsweihe zum Bischof für das Bistum Autun/Saône-et-Loire am 27.2.1934; Bischof von Clermont ab 11.3.1934. Obwohl Verehrer von Marschall Philippe Pétain, widersetzte er sich während der deutschen Besatzung (1940–1944) den Nationalsozialisten. Er wurde am 28.5.1944 verhaftet und kam über das Gefängnis in Clermont-Ferrand und das KZ Natzweiler-Struthof am 6.9.1944 ins KZ Dachau und wurde am 4.5.1945 befreit.
Rechts neben dem Eucharistiefenster befinden sich das bereits 1971 hergestellte Galen-Fenster und daneben das Gottes-Volk-Fenster aus dem Jahr 1982. Das Galen-Fenster zeigt Bischof Clemens August Graf von Galen unter anderem vor dem Westportal des Xantener Domes bei seinem Besuch am 6. September 1936 anlässlich der Großen Viktortracht. Das Gottes-Volk-Fenster stellt die pilgernde Kirche dar, wie dieses zum Beispiel bei der Viktortracht geschieht, bei der der Viktorschrein in einer Prozession durch die Straßen der Stadt Xanten getragen wird.
Karl Leisner hatte zu Xanten, und besonders zum Dom St. Viktor, eine besondere Beziehung.[1] Die heute wesentlichste Erinnerungsstätte des Seligen ist sicherlich seine Grablege in der Krypta des Xantener Doms.[2] Mit Xanten wird er auch seine Mitschüler und Konabiturienten Gerd Tosses und Emil de Vries verbunden haben. Wenn die Jungen „auf Fahrt“ waren, kamen sie häufig durch Xanten.
Bischof Clemens August Graf von Galen vor dem Westportal des Domes am 10. Juni 1934
[1] siehe auch: Hans-Karl Seeger: Karl Leisner und der Xantener Dom, Rees 2012
[2] Weitere Beiträge zum Xantener Dom und zur Krypta einschließlich der Beziehungen Karl Leisners zum Dom werden nach und nach auf den Internetseiten des IKLK unter Erinnerungsstätten abgelegt.
siehe hierzu: Link zur Karl-Leisner-Straße in Xanten
Aus Anlass des 800. Todestages des Hl. Norbert gab es am 10. Juni 1934 in Xanten eine Norbertfeier mit Bischof Clemens August Graf von Galen und einer beeindruckenden Glaubens- und Treuekundgebung der niederrheinischen Jugend. Obwohl Karl Leisner von Münster aus wegen seines Studiums nicht an den Feierlichkeiten teilnehmen konnte, nahm er regen Anteil daran. Er freute sich über eine Norbert-Karte vom 10. Juni 1934 von seinem väterlichen Freund Franz Peiffer aus Kleve. Seinem Tagebuch fügte Karl Leisner einen Zeitungsartikel über die „Gewaltige Glaubenskundgebung in Xanten“ bei.
Münster, Dienstag, 12. Juni 1934
Morgens hatte ich einen Brief vom Präses [Heinrich Brey], Postkarte von Karl Kück, dem Jungscharführer, und eine Norbertkarte von Xanten von Herrn [Franz] Peiffer erhalten. Allüberall lodernde Begeisterung für das Reich Gottes. O Gott, in was für eine große, herrliche, schwere, schöne Zeit hast Du in Deinem allmächtigen Ratschluß uns schwache Menschen des 20. Jahrhunderts gestellt. Dank Dir, gib uns Kraft!
Eine Karte von der großen Norbertfeier und Kundgebung in Xanten, die mir Herr [Franz] Peiffer schrieb.
Franz Peiffer aus Xanten am 10. Juni 1934 an Karl Leisner in Münster:
Grüß Gott, lieber Karl!
Von der herrlichen, überwältigenden Kundgebung vor unserem Bischof [Clemens August Graf von Galen] sendet Ihnen im herzlichen Gedenken frohen Gruß
Ihr Franz Peiffer
Schönen Dank für den lieben Brief nebst Beilage. Urban [Peiffer] wird Ihnen dieser Tage ein Briefchen schreiben. Wir waren alle in Xanten und sind voll Begeisterung.
1936 war ein Jahr der Großen Viktortracht in Xanten. Am 9. Februar 1936 hatte Bischof Clemens August Graf von Galen im Xantener Dom den Altar in der künstlerisch gestalteten Krypta eingeweiht und eine viel beachtete Predigt vom Lettner des Chores aus gehalten. An den Feierlichkeiten der Großen Viktortracht nahm er erneut teil.
Sonntag, 6. September 1936
Propst Friedrich Köster lud zur Großen Viktortracht 1936 in Xanten ein:
Feiert mit uns die große Viktortracht! Die Festzeit in Xanten dauert vom Fest der heiligen Helena am 18. August bis zum Oktavtag des heiligen Viktor am 17. Oktober. […] Die große Viktortracht ist am 6. September.
Die Viktortracht führt in ihrer feierlichen Prozession mit dem Schrein des heiligen Viktor traditionsgemäß auf den Fürstenberg, eine die Rheinebene beherrschende Anhöhe, wo Viktor der Legende nach das Martyrium erlitten haben soll. Dort hielt der Bischof eine Predigt.
Karl Leisner aus Xanten am 7. September 1936 an Walter Vinnenberg in Telgte:
Von der großen Viktortracht, zu der auch unser Hochwürdigster Herr Bischof [Clemens August Graf von Galen] hier ist und grade eine feine Predigt über den christlichen Gehorsam hielt, frohen Gruß!
Dein Karl
Text und nicht ausgewiesene Fotos Christa Bockholt und IKLK-Archiv