Der letzte Überlebende aus dem KZ Dachau, der Karl Leisner bei der Priesterweihe die Hände aufgelegt hat, ging nicht „durch den Kamin in die Freiheit“, wie es im KZ hieß, sondern durch ein menschenwürdiges Sterben holte Gott ihn am 2. Juni 2016 im Alter von 102 Jahren heim in sein Reich.
Foto Max Kronawitter
Der Lebenslauf von Prälat Hermann Scheipers wird auf der Homepage des IKLK des öfteren erwähnt, so zum Beispiel anläßlich seines 100. Geburtstages.
Link zum Lebenslauf
Nun kann der ehemalige KZ-Häftling wie Timoteus sagen: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten“ (2 Tim 4,7). Was das in seinem Leben bedeutete, hat Hermann Scheipers in seinem in mehreren Auflagen erschienen Buch „Gratwanderungen, Priester unter zwei Diktaturen“ dargelegt.
Der ehemalige Erzbischof von Hamburg Dr. Werner Thissen, 1996 Bischöflicher Generalvikar in Münster, äußerte sich bezüglich der Veröffentlichung dieses Buches wie folgt:
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Im Dezember 2013 erschien der Film „Zwischen Verbrechern und Heiligen – Hermann Scheipers – Der letzte Priester vom KZ Dachau“ von Max Kronawitter. Dazu brachte die Süddeutsche Zeitung am 23. Dezember 2013 unter der Überschrift „Häftling Nummer 24255 meldet sich zurück“ folgenden Artikel von Dietrich Mittler.
Cover des Films von Max Kronawitter über Hermann Scheipers:
Fotos zum Film von Max Konawitter
Max Kronawitter hat Hermann Scheipers in der Münchner Kirchenzeitung vom 12. Juni 2016/Nr. 24 einen Nachruf gewidmet.
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Hermann Scheipers’ Augenzeugenbericht anläßlich der Seligsprechung von Karl Leisner gibt Zeugnis davon, wie nah er selbst schon während seiner KZ-Zeit dem Tod war.
Scheipers_Bericht
Bei der Seligsprechung von Karl Leisner am 23. Juni 1996 in Berlin bekamen die KZ-Priester (v.r.) Johannes Sonnenschein und Hermann Scheipers sowie der damalige Präsident des IKLK Hans-Karl Seeger einen Platz zwischen den Bischöfen. Nach den Feierlichkeiten äußerten die beiden Zeitzeugen der Priesterweihe Karl Leisners: „Das hier im Olympiastadion, wo vor 60 Jahren Adolf Hitler die Jugend Europas verführte, war das I-Tüpfelchen zu dem, was wir bei der Priesterweihe erlebt haben.“
Für die Erstellung der Lebens-Chronik zu Karl Leisner[1] war Hermann Scheipers eine große Hilfe. Mit großem Engagement beantwortete er Fragen, nannte Literatur und stellte Kontakt zu Menschen her, die Karl Leisner erlebt hatten.
[1] Seeger, Hans-Karl / Latzel, Gabriele (Hrsg.), Karl Leisner: Tagebücher und Briefe. Eine Lebens-Chronik, Band I: 1928-1934; Band II: 1935-1939; Band III: 1940-1946; Band IV: Weitere Dokumente. Register; Band V: Glossar; hrsg. im Auftrag des Internationalen Karl-Leisner-Kreises (IKLK), unter besonderer Mitarbeit von Christa Bockholt, Hans Harro Bühler und Hermann Gebert, Kevelaer: Butzon & Bercker 2014
Andererseits konnte Hans-Karl Seeger auch Hermann Scheipers noch Unbekanntes mitteilen. Der ehemalige KZ-Häftling war überrascht, daß sein Name auf einer „Befreiungsliste“ stand.
Hermann Scheipers am 2. Februar 2012 aus Ochtrup an Hans-Karl Seeger:
Weil ich schon nicht mehr lesen und schreiben kann, diktiere ich diesen Brief meiner Schreibhilfe.
Lieber Mitbruder, das war für mich etwas ganz Neues, daß ich 1945 zusammen mit Karl Leisner entlassen werden sollte. Ich erkläre es mir folgendermaßen, warum dies nicht geschah:
Karl Leisner war noch im Krankenrevier und konnte als Kranker nicht entlassen werden. (Das finden Sie illustriert bei „Jean Bernard, Pfarrerblock 25487“ Seite 199.) Kein Häftling durfte als Kranker entlassen werden.
Daß ich auch nicht entlassen wurde, hängt wahrscheinlich damit zusammen, weil ich aus den Flecktyphusbaracken entlassen war. Oder man wollte für Karl Leisner einen möglichen Betreuer zurücklassen.
Bischof [Heinrich] Wienken habe ich zweimal in Berlin besucht, um etwas über diese Dinge zu erfahren. Er hat geschwiegen wie ein Grab, denn als Diplomat der Kirche bei den Nazis wurde er auch von den Polen wegen des Beichtverbotes angegriffen. Nur die Tapferkeit meiner Schwester [Anna] hat er rühmend anerkannt. Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Recherchen.
Unermüdlich war Hermann Scheipers bereit, Vorträge zu halten, die das Leben im KZ Dachau betrafen. Dabei verwendete er gerne folgende Beziehung vom Kreuz Jesu, dem Hakenkreuz und dem Sowjetstern:
Die IKLK-Mitglieder Wilma Geurts und ihr Sohn Martin gestalteten das Lebensbild von Hermann Scheipers für das „Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau“ in der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte in Dachau:
Siehe auch Aktuelles vom 31. Dezember 2010 Hermann Scheipers: Eine große Glaubensgestalt.
Zahlreiche weitere Beiträge zu Hermann Scheipers finden sich auf der Homepage des IKLK unter der Eingabe seines Namens ins Suchsystem.
Der IKLK wird des Verstorbenen dankbar gedenken und ihn in lebhafter Erinnerung behalten.
Hans-Karl Seeger
Link zur RP ONLINE vom 3. Juni 2016
Rheinische Post vom 3. Juni 2016
pdfarchrp-6q09h5bxe421if7nuinuEingesandte Fotos
Todesanzeige_Familie
Todesanzeige_Bischof
Sächsische Zeitung vom 11. Juni 2016
Anzeige_Sachsen
Bericht zur Beisetzung von Prälat Hermann Scheipers
Link zur Bischöflichen Pressestelle des Bistums Münster
Eingesandt von Monika Kaiser-Haas, Vizepräsidentin des IKLK e.V.:
Beerdigung von Prälat Hermann Scheipers in Ochtrup
2016.06.11-Beerdigung.H.Scheipers
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