Seligsprechung

Nach dem Tod von Karl Leisner schrieb Bischof Clemens August Graf von Galen am 4. September 1945 an Wilhelm Leisner:

Zum Tode Ihres lieben Sohnes, des hochwürdigen Herrn Karl Leisner, möchte ich Ihnen, Ihrer Frau und Ihren Kindern meine herzliche Teil­nahme aussprechen, – oder eigentlich meinen Glückwunsch: denn ich glaube sicher, Sie haben dem Himmel einen Heiligen geschenkt! So sa­gen alle, die mit ihm in Dachau waren, daß seine fromme und frohe Tap­ferkeit dort in all dem Leid ihnen Erbauung und Trost und Vorbild gewe­sen ist.

Im Laufe der Jahre wurde immer wieder einmal von einer Seligsprechung gesprochen. Der inzwi­schen verstorbene Pfarrer Josef Perau gab 1973 durch verschiedene Petitionen im Priesterrat der Diözese Münster den letzten Anstoß für die Ein­leitung eines Seligsprechungsprozesses:

10.05.1973       Bei der Demonstration gegen die Lockerung des § 218 in Kleve dachte Josef Perau: „Wenn Karl Leisner noch lebte, wäre er heute sicher dabei. Es wird höchste Zeit, seine Gestalt vor dem Vergessen zu bewahren und da­durch zugleich das Bild der Kirche seiner Zeit vor den sich breitmachenden Verfälschungen zu schützen.“

14.05.1973      Josef Perau stellte im Priesterrat die Frage nach einer Seligsprechung Karl Leisners.

16.05.1973      Josef Perau bat die Diözesanstelle „Berufe der Kirche“, Karl Leisner in die Reihe der Porträts engagierter Christen aufzunehmen.

01.06.1973      Josef Perau bat den Geschäftsführenden Ausschuß des Priester­rates, die von ihm in der Sitzung vom 14. Mai ge­stellte Frage nach dem Seligsprechungsprozeß Karl Leisners „in die Tagesordnung einer der nächsten Sitzungen des Priesterrates aufzunehmen und even­tuell einen entsprechenden Beschluß herbei­zuführen“.

07.12.1973      Josef Perau wiederholte seine Bitte für die Tagesordnung der Sitzung des Priesterrates am 17. Dezember.

17.12.1973    Josef Perau stellte den Antrag: „Ich möchte heute – am 29. Jahrestag der Priester­weihe von Karl Leisner in Dachau – offiziell den Antrag stellen: Der Priesterrat möge den Bischof bitten, den Seligsprechungsprozeß von Karl Leis­ner einzuleiten.“ Der Antrag wurde ein­stimmig angenommen.

22.09.1977     Bitte von 67 deutschen Bischöfen anläßlich ihrer Vollversammlung an Papst Paul VI. um die Eröffnung des Seligsprechungsprozesses für Karl Leisner

07.12.1977     Einleitung des Seligsprechungsprozesses in Münster

15.03.1980     Eröffnung des Seligsprechungsprozesses

12.10.1982     Übergabe der Akten in Rom

18.05.1990     Fortsetzung des Prozesses unter dem Titel eines Martyrers

23.10.1991     Übergabe der Akten des Martyrerprozesses in Rom

12.01.1996     Papst Johannes Paul II. verkündet die Seligsprechung

23.06.1996     Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. im Berliner Olympiastadion